Es ist kurz nach 10:00 Uhr morgens und ausnahmsweise spielt heute morgen keiner Tennis. Dafür spielt Deutschland gegen Argentinien. Es ist grade Verlängerung. Jens wollte eigentlich zur Arbeit, statt dessen sitzt er immer noch (mehr oder weniger interessiert) vor dem Fernseher.

Es werden alle WM Spiele live übertragen (Anmerkung von Jens: sogar in HDTV). Wir haben aber kein HDTV, sondern Standard Kabel. Insgesamt 80 Sender, meistens läuft auf allen Werbung.

Deshalb wussten wir bis vor kurzem auch nicht, dass wir überhaupt MTV und VH1 haben. Da unser Apartment über keine Musikanlage verfügt, habe ich mich sehr über diese Entdeckung gefreut. Die Freude war von kurzer Dauer, tagsüber laufen die ganze Zeit Dating und Real Life Shows (z.B. eine Sendung über das Leben von Weltstar Hulk Hogan). Morgens laufen Musikvideos, aber maximal 2 hintereinander, dann kommt Werbung.

Neben den "Musik"-Sendern haben wir noch einen Disney Kanal, diverse spanisch sprachige Sender, deutsche Welle TV, NASA TV sogar was Asiatisches. Der einizge Sender den wir regelmäßig gucken ist UPN. Dort laufen die 3x am Tag die Simpsons und 2x Malcom :-). Natürlich auch mit unzähligen Werbeunterbrechungen.

Die Verlängerung ist vorbei, jetzt kommt Elfmeter Schießen. Das gucke ich mir auch an. Angela Merkel freut sich in Zeitlupe, sehr lustig! Deutschland hat gewonnen, die Argentinier kloppen sich (sieht zumindest so aus) und Franz Beckenbauer wird der neue Bundeskanzler. Friede, Freude, Eierkuchen. Vielleicht sollte anstelle der der WM Spiele nur noch Elfmeter Schießen ausgetragen werden.

Gestern haben wir endlich etwas gegen den Zustand der Musiklosigkeit getan und Boxen für PC und MP3 Player gekauft. Klein, aber LAUT!

Damit können wir alle Nebengeräusche übertönen :-). Eigentlich ist es in der Enklave relativ ruhig, zumindest hört man keine anderen Menschen. Dafür liegt sie wunderbar zentral in der Nähe von Schnellstraße, Flughafen und Bahngleisen. Besonders in den frühen Morgendstunden herrscht reger Flugverkehr. Die Güterzüge würde man eigentlich nicht hören, wenn sie nicht die Angewohnheit hätten, bei jedem Bahnübergang durchgehend zu hupen - auch nachts.

Besonders freue ich mich über Tennis am morgen, 7:00 Uhr ist genau die richtige Uhrzeit für diesen Sport. Ich habe Tennis nie für besoders laut gehalten, eher für langweilig, aber so ein Tennisball verursacht doch ein äußert nerviges Geräusch. Dazu kommt so ein Grundrauschen, verursacht durch Klimaanlagen, den Kühlschrank, elektrische Gartengeräte, etc.

Aber jetzt ist Schluss damit! Ihr spielt Tennis, ich mach Krach!

Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren

Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren
Das Spiel ist sicherlich nicht schwierig zu kapieren
Ich wäre ganz bestimmt ein anderer als ich's jetzt bin
Es wäre unbedingt ein Leben mit mehr Sinn

Es ist schon seltsam dass ich jetzt so etwas von mir lasse
Gerade weil ich doch schon immer alle Ballsportarten hasse
Doch ich muß meine alte Meinung revidieren
Ich wünschte ich würde mich fuer Tennis interessieren

Es ist besser vor dem Stumpfsinn zu kapitulieren
Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren

Ahhhhh

(Tocotronic)

Juchhuuu das erste Geld ist da. Wie in den USA üblich, habe ich mein Gehalt als Check per Post bekommen. Das Gehalt wird alle zwei Wochen bezahlt. ;-)



Ausserdem habe ich diese Woche meine Sozialversicherungsnummer erhalten - ich bin aufgenommen in das System. Ich bekomme jetzt Handy-Verträge, kann Wohnungen mieten, einen Führerschein machen und darf endlich eine Krankenversicherung abschliessen.

So wie es aussieht, wird unser Container doch etwas Verspätung haben. Er wurde dazu auserwählt, geröngt zu werden. Ich habe gestern folgende E-Mail bekommen:

Your shipment is estimated to arrive in Oakland Port on 6/25/2006. Please be advised that your shipment has been selected for VACIS (Vehicle and Cargo Inspection System) exam by US customs.

At this time approximately 80% of the ocean shipments are being pulled by U.S. customs for inspections. A VACIS exam is an x-ray of the container. We have no control or estimate of when this exam will be performed. It all depends on customs, the number of containers they have selected for VACIS and their labor availability.

Furthermore, in addition to the VACIS exam, customs may select your shipment for intensive exam (opened container physical examination) after the VACIS has been performed; most of the times, only the VACIS is performed, but again, we have no control over customs decisions.

Please note until the customs exam(s) are completed, we won’t have the customs release and therefore the delivery to your residence will be delayed.

Naja, dann wohnen wir noch ein bißchen in der Enklave. Gestern hatten wir sonnige 98°F/37°C. Das ist für diese Jahreszeit ziemlich heiß, der Rekord für San Jose liegt bei 101°F und wurde 1989 gemessen.

Der Umzugs-Container in der Wohlwillstraße

Habe grade folgende gute Nachricht erhalten:
Erwartete Ankunft Ihres Containers im Hafen Oakland liegt auf 26. Juni 2006. Die Zollabfertigung wird dann ein paar Tage (ca. 4-5) dauern. Im Anschluss daran wird die Zustellung abgestimmt!

DIe Buspiraten haben ein neues Schlachtschiff.



Es liegt im Hafen von Sacramento und kann am Mittwoch geentert werden. Um zu ihm zu gelangen trotzten wir Stau und Hitze und es hat sich gelohnt. Das Schiff ist dunkelblau, Baujahr 86, verfügt über Kojen für 4 Personen, ein Servo Steuerrad und eine Kombüse. Wir freuen uns auf wilde Abenteuer und hohen Seegang. Ahoi!

Seit gestern ist Wetter richtig gut! Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau, dazu ein kühler Wind.

Genau das richtige Wetter für den Poolbereich. Dieser liegt direkt hinter dem Tennis Platz und ist wirklich das Positivste an dieser Anlage. Es gibt einen großen Pool, in dem man richtig schwimmen kann, einen kleinen Pool und einen Whirpool.

Um den Poolbereich herum stehen Palme, Liegen, Tische mit Stühlen und Sonnenschirmen und es gibt auch einen Grillplatz. Und das Beste daran ist, dass dieser Poolbereich kaum genutzt wird. Man trifft nur vereinzelt Leute an, tagsüber ein paar Mütter mit ihren Kindern, am Wochenende ein paar mehr, aber richtig voll war es bisher noch nicht.

Ich werd nachher mal eine Runde schwimmen gehen und mir dann irgendwo ´ne gemütliche Ecke suchen. Vielleicht sollte ich den Computer mitnehmen und gucken, ob ich ein W-LAN Netz finde.

Ich sollte mich aber vor der Sonne in acht nehmen. Im Fernsehen wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man sich vor der Sonne schützen muss. Man ist ihr häufiger ausgesetzt als man denkt, z.B. im Auto, wenn das Fenster heruntergekurbelt ist.

Vielleicht sollte ich das Auto nehmen und damit zum Pool fahren, Fenster hoch, Klimaanlage an. Wir haben auch schon Frauen gesehen, die mit sich mit einem Regenschirm schützen und damit den Weg vom Auto in den Supermarkt überstehen. Leider habe ich grade weder Auto noch Regenschirm, also drückt mir die Daumen, dass ich überlebe.

In Sachen Auto haben wir jetzt unsere Taktik geändert. Es gibt so eine Internetseite auf der Privatleute in dieser Region alles mögliche, auch Autos, zum Verkauf anbieten. Im Prinzip wie in der AVIS. Gestern Abend haben wir uns in Berkley einen VW Bus angeschaut, leider war er in einem sehr schlechten Zustand. Aber grundsätzlich ein guter Anfang.

Jens musste sich zum Thema Autokauf in den USA schon so einiges anhören. Manche bezeichneten es als Sport andere als Alptraum. Grundsätzlich scheinen zähe Verhandlungen, häufiges Aufstehen, ein Herbeieilen des Managers und am nächsten Tag wiederkommen dazuzugehören. Aber so war es nicht, es war schlimmer.

Und wir wollten ja gar kein Auto kaufen. Wir wollten eigentlich nur mal gucken, was es so gibt und wie die Preislage aussieht.

Am Stevens Creek Boulevard gibt es eine ganze Reihe an Autohändlern, vom Toyota Truck Dealer über Honda bis zum BMW sind eigentlich alle Automarken vertreten.

Heimatverbunden wie wir sind, steuern wir zuerst den Volkswagen Dealer an. Parken an der Straße, steigen aus, gehen auf den Platz mit den Autos und schon kommt er angelaufen, der Verkäufer, er heißt Mitch.

Leider ohne Cowboyhut und Stiefel, dafür im Anzug. Wir sagen, dass wir nur mal gucken wollen, aber offensichtlich ist das für den Verkäufer kein Hindernis. Dann klärt er uns eben grundsätzlich über die Autos auf uns berät uns, er nennt es "educating".

Also schauen wir uns das erste Auto an, den VW Jetta, gebraucht 2-3 Jahre alt liegt er zwischen 13 und 15.000$ für uns zu teuer. dann wird uns erstmal der Manager vorgestellt.

Aber warum wollten Ihr einen gebrauchten kaufen? VW hat ja grade vor ein paar Tagen den Rabbit rausgebracht. Und wozu kaufen, wir finanzieren, wieviel könnt ihr denn monatlich abbezahlen? 1000$? Hallo, geht´s noch???? Wie, Ihr wollt keine Probefahrt machen? Ihr könnt ihn auch leasen, dann zahlt ihr nur die Hälfte ab und könnt ihn dann wieder zurückgeben.

Wir bekommen das gesamte Auto präsentiert. Das gekühlte Handschuhfach, das VW Zeichen, das als Kofferaumgriff dient und die starke Karrosserie. Der Verkäufer hellauf begestert, wir angenervt, immerhin sind wir schon seit über 20 Minuten da und wollten nur mal gucken. Wollt Ihr wirklich keine Probefahrt machen?

Der Manager kommt wieder, auch er fragt, seid Ihr sicher dass ihr keine Probefahrt machen wollt? Wenn ihr den Wagen heute kauft,müsst ihr ihn erst in 45 Tagen bezahlen.

Dann sollen wir uns an den Tisch setzen, der Verkäufer will das ganze mal durchrechnen. Wie lange dauert das denn, wir wollen heute sowieso noch nichts kaufen. Ach das dauert nur 20-25 Minuten, dann wisst ihr welche Kosten auf Euch zukommen. Das ist uns zu lange, außerdem wollen wir doch gar nichts kaufen, ausfüllen und unterschreiben auch nicht.

Und wieder wird der Manager zu Hilfe geholt, er setzt sich an seinen Computer und gibt ein paar Zahlen ein. Wenn wir eine Anzahlung von 8000$ leisten und über 36 Monate den Rest abbezahlen, wären das 400$ im Monat. Super, wir wollen das Auto doch gar nicht kaufen...

Der Verkäufer will uns noch die Leasing Raten ausrechnen. Wir fühlen uns inzwischen ziemlich verarscht. Als er kurz weg geht, stehen wir auf und laufen zum Auto.

Enklave, die; -, -n [.. we] in ein Staatsgebiet eingesprengter fremder Gebietsteil, Ggs. Exklave: das »Ländchen Bärwalde«, eine brandenburgische Enklave in kursächsischem Gebiet Natur u. Heimat 1960; /bildl./ Eine wunderbare Enklave des Südens im Potsdamer Park Klepper Schatten 101; eine jener kleinen Tiroler Enklaven, wo man noch Ladinisch sprach Baum Kristall 17
(Definition aus www.dwds.de)

Das ist unser neues Zuhause für 5 Wochen. Es sieht aus wie eine Betonwüste, ist es aber nicht. Es handelt sich um eine Holz- und Betonkonstruktion mit aufgetragenem Rauhputz.



Die Anlage (hier Community) ist ziemlich groß. Es sind insgesamt 637 Wohnungen. Eine davon haben wir besetzt. Es gibt zwei Tennisplätze, zwei Pools, einen Whirlpool, für jeden mindestens einen Parkplatz und um alles herum einen hohen Zaun.

Wir haben ein Ein-Raum-Wohnung, aber es ist eigentlich eine Zweiraumwohnung und wenn man den begehbaren Kleiderschrank mitrechnet 2,5. Im Kleiderschrank können dann die Kinder wohnen und ansonsten gibt es im überdimensionierte Kühlschrank oder Backofen je nach Temperatur-Vorlieben auch noch genug Platz. Vom dem Balkon können wir auf den Tennisplatz und einen Golfplatz sehen.



Die Lage ist für San Jose wirklich weit weg vom allem. Es gibt eigentlich nichts auf dieser Ecke als Cisco und ein paar andere High-Tech Unternehmen. Es gibt keinen Supermarkt, keine Menschen und auch sonst nichts. Alles ist sehr angelegt und monoton. Es scheint als wären die meisten Gebäude in den letzten 10 Jahren ohne jegliche städtebauliche Planung errichten worden.

Das nächste Mal schreiben wir über unseren Besuch beim Autohändler.

Übrigens für 2$ am Tag können wir beschichtete Pfannen für unser Apartment mieten. Super, oder?!

Abschied am Hamburger Flughafen

Der Flug schien endlos. London Heathrow - San Francisco: 10 Hours, 45 Minutes non-stop. Endlose Sekunden, Minuten, Stunden. An Schlaf war nicht zu denken, die Sonne schien, ich war hellwach und hungrig. Trotz des bestellten special meals: Fisch, es schmeckte furchtbar und der essbare Anteil war zu gering um wirklich satt zu machen. Dazu eingeschlafene Füße, zwischenzeitliche Turbulenzen und miese Klimaanlagen Luft.

Dann war es überstanden. Jens nahm mich am San Francisco Airport mit einem breitem Grinsen in Empfang. Er hat mich in unser vorläufiges neues zu Hause "The Enclave" gebracht und mir mein Lieblingsessen gekocht: Nudeln mit Tomatensosse.

Ein Jetlag ist alles was jetzt noch an den Flug erinnert. Ohnmächtige Müdigkeit am frühen Abend, putzmuntere Phasen mitten in der Nacht: 2:22 Uhr, 3:33 Uhr, 4:44 Uhr. Jens, schläfst Du noch? Ist Dir auch so langweilig ;-)?

Sonst geht es mir gut. Jens und ich werden diesen Blog nutzen, um über unsere Kalifornien Kaperfahrt zu berichten und Euch auf dem Laufenden zu halten.

Amerika
Hey Ho Hurra wir sind in Amerika
Lets go gabba gabba
Wir sind in Amerika
Die Strände sind länger
Und die Sonne scheint wärmer - In Amerika
Die Reichen sind reicher
Denn die Armen sind ärmer - In Amerika
Hurra Hurra wir sind in Amerika
Hurra Hurra Huurrraaa
Die Autos sind schicker
Und die Straßen viel breiter - In Amerika
Die Kinder sind dicker
Auch die Penner sind heiter - In Amerika
Hurra Hurra wir sind in Amerika
Hurra Hurra Huurrraaa
Die Burger sind billig
Und die Tellerwäscher willig
Die Cops sind krimineller
Und die Gangster schiessen schneller
(Terrorgruppe aus dem Album "Keiner hilft Euch")