Welcome to Salton Sea
Das Jahr 2008 wird als Jahr der Besuche in die Geschichte eingehen. Seit unserer gemeinsamen Reise mit Natalie und Nico kommen die Besucher im 2 Wochen Takt. Zuerst hat uns Katrin aus Pinneberg – jetzt Lüneburg – die Ehre erwiesen, aus der heimatlichen Kreis- und Rosenstadt folgten mein Bruder Malte und sein Schatten und in wenigen Tagen werden wir Olli und Julia aus dem schönen Hamburg-St.Pauli in Empfang nehmen. Danach ist erstmal Sommerpause ;-).
Das Frühjahrsquarter am College ist in vollem Gange und ich belege diesmal mit einen Großbildkamera Kurs. Eine ziemliche Herausforderung, bei der ich meine Digitalkamera immer mehr zu schätzen weiß – auch wenn ihr die Großbildkamera in Sachen Auflösung um einiges überlegen ist. Einen Vorteil hat das Kameramonster allerdings – der Aufwand, den man für ein Negativ betreibt, bringt einen dazu alle Prozesse zu verlangsamen und sich ganz auf das einzelne Bild zu konzentrieren.
Ob mit oder ohne Besuch, wir sind viel unterwegs. Letztes Wochenende, als sich eine Hitzewelle über Kalifornien ausbreitete, machten wir uns auf den Weg nach Salton Sea, ein Salzsee in der Wüste im Süden Kaliforniens. Unser „Weird California“ Reiseführer versprach durch Steigung und Senkung des Wasserspiegels überflutete und verlassene Gebäude - genau das Richtige für meine „Lost in California“ Fotoserie.
Voll gepackt mit Kameraausrüstung, Badesachen und einer gut gefüllten Kühlbox erreichten wir am Freitagmittag den See und machten sogleich am ersten Strand halt. Zumindest hatte die Karte einen Strand versprochen. Der vermeintlich weiße Sandstrand erwies sich als ein Friedhof unzähliger toter Meerestiere. Beim Anblick der unzähligen toten Fische, die salzverkrustet am Ufer lagen, hatten wir dann trotz großer Hitze doch keine Lust mehr zu Baden. Wir ignorierten den strengen Geruch und machten grade ein Picknick aus dem Kofferraum als auch schon die Border Patrol („Grenzpolizei“) auftauchte. Aber Jens war offensichtlich zu weiß, um als illegaler Mexikaner durchzugehen und so fuhren sie an uns vorbei.
Nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, fanden wir auch schon unser erstes Fotomotiv, ein verlassenes Hotel. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, Gras überwucherte den ehemaligen Tennisplatz und im Pool gab es schon lange kein Wasser mehr, dafür aber ein Sofa. Während die Temperaturen sich munter auf den 40 Grad Bereich zu bewegten, schleppte Jens tapfer Kamerakiste und Stativ durch den Staub und ich wählte mit der Digitalkamera geeignete Motive aus.
Anschließens ging es am Ufer des Sees entlang weiter. Der Weg führte uns zu einem verwahrlosten Trailerpark, Bombay Beach. Ein trostloser Ort, etwa jedes zweite Grundstück war verlassen, die übrigen Wohnwagen sahen zwar verwahrlost aus, erwiesen sich aber als bewohnt. Sogar ein Schulbus tuckerte langsam durch die einsamen Gassen und setzte die Kinder vor ihren „Mobile Homes“ ab. Hinter einem Deich fanden wir was wir suchten. Verlassene, im salzigen Schlamm eingesunkene Häuser, Wohnwagen und verstreute Möbelstücke. Inzwischen war es unerträglich heiß. Nach dem Fotosstopp machten wir uns auf zu unserem Nachtquartier.
Ich hatte uns ein (klimatisiertes) Hotel in Brawley, etwa 30 Meilen nördlich der mexikanischen Grenze gebucht. Ein weiterer sonderbarer Ort, mit vielen verlassenden Tankstellen, Autowerkstätten und Häusern. In dieser Gegend muss es einmal so etwas wie Tourismus gegeben haben – vor langer Zeit. Jetzt gab es zumindest ein authentisches mexikanisches Restaurant in dem wir überraschenderweise von einem Amerikaner zum Abendessen eingeladen wurden. Vielleicht hoffe er so, den Tourismus wieder aufleben zu lassen.
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Reise um den See fort, die Hälfte hatten wir geschafft und waren gespannt darauf, wie es weiter gehen würde. Wir wurden nicht enttäuscht. Am anderen Ufer erwarteten und weitere Trailerparks, verlassene Strände und salzverkrustete Gebäude. Eine merkwürdige, surreale Welt. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, als wir an einer Tankstelle mit einem großen Kasino einen Zwischenstopp einlegten. Während draußen die Sonne gnadenlos brannte, saßen hier die Rentner in einer großen, dunklen und kalten Halle vor den Spielautomaten.
Für den Abend setzten wir das Kontrastprogramm fort, wir übernachteten in der Wüstenoase und Rentnerkurort Palm Springs. Auch nachts hielten sich die Temperaturen bei 30 Grad und die Geschäfte in der Innenstadt erfrischten die Besuchen mit einer Art Außenklimaanlage, Schläuche aus denen ein kühlender Wasserdunst hervortrat. Wir waren zurück in der Zivilisation mit unzähligen Hotels, Pools, Fastfoodketten und Einkaufszentren. Sonntag früh kühlten wir uns noch im lokalen Wasserpark ab, bevor wir uns auf die lange Heimreise machten.
Die Ergebnisse unserer Fotosafari findet Ihr unter
http://www.flickr.com/photos/buspiraten/
La Pirata - 25. Mai, 17:48